München – Die Caritas München Nord ist zu Besuch im Alten- und Servicezentrum Freimann. Sechs Frauen und ein Mann sitzen in einem lichtdurchfluteten Raum in einem Stuhlkreis, halten sich an den Händen, schunkeln und singen fröhlich. Ein Luftballon fliegt durch die Luft. Jeder gibt sich Mühe, dass er nicht am Boden landet. Paul (Name geändert), ein rüstiger älterer Herr mit lebhaften braunen Augen, reißt Witze. Herzliches Gelächter bei den Damen. Die Stimmung ist gelöst, vor allem als Sonja Gebauer, Leiterin der Caritas-Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz, die Bastelsachen auspackt. Mit bunten Farben sollen Pappteller bemalt und dann zu Kronen gefertigt werden. Bis dahin ist bei weitem nicht klar, wer in der Gruppe an Demenz erkrankt und wer als Helferin dabei ist. Jetzt erst wird deutlich, wem es schwerfällt die Teller zu bemalen, die Zacken auszuschneiden und die Strasssteinchen aufzukleben. Geduldig und ohne Scheu vor körperlicher Berührung hilft Christine D. ihrer Tischnachbarin: „Ich mache diese Gruppe mit Leib und Seele, die Menschen hier können sich freuen wie Kinder. Das erlebt man sonst selten.“
Bunter Nachmittag
Jeder der drei „Gäste“ hat eine eigene Demenzhelferin zur Seite, die motiviert und immer wieder tüchtig lobt. Keiner in diesem vertrauten Kreis spricht über die Krankheit. Das Wort „Demenz“ geht niemandem über die Lippen. „Wir möchten unseren Gästen einen bunten Nachmittag mit Kaffeetafel bieten, eine geschützte Atmosphäre, in der sie vorhandene Defizite nicht spüren sollen, sondern Wertschätzung und Anerkennung erfahren“, erklärt Gebauer und verweist auch auf die Gruppe der Angehörigen gleich nebenan.
Sadiqa S. aus Afghanistan erzählt, dass ihre Mama an Demenz erkrankt sei und sie daher ehrenamtlich als Helferin arbeite. „Ich habe mich lange um eine alte Dame zuhause gekümmert. Ihre acht Kinder hatten leider keine Zeit“, bedauert die 36-jährige Mutter von drei Töchtern. Christine D. schließt eine persönliche Begleitung aus: „Die Gruppe ist für mich ideal. Es ist ein begrenzter Zeitrahmen von zwei Stunden und dann gehe ich wieder heim. Bei einer Privatbetreuung könnte ich mich viel schwerer abgrenzen und ich möchte auf keinen Fall Pflegeaufgaben übernehmen.“