Als ich ins Kloster eintrat, dachte ich, dass ich das Thema Fasching hinter mir gelassen hätte. Umso überraschter war ich, als kurz nach Weihnachten angefangen wurde, zu diskutieren: Unter welchem Motto wollen wir den Faschingsdienstag heuer gestalten? Dann wurden Sketche einstudiert, Gedichte geschrieben, Dekorationen gebastelt und über ein leckeres Buffet entschieden. Die Vorfreude auf das Hineinschlüpfen in andere Rollen, um bei Wein oder Bier ausgelassen zu sein, war mit Händen zu greifen.
Gefeiert wird am späten Nachmittag des Faschingsdienstags bis in den Abend hinein. Am frühen Morgen des Aschermittwoch sind dann alle zum gemeinsamen Gebet versammelt. Die enge Verknüpfung von heiterem Faschingstreiben und dem Beginn der Fastenzeit ist klar. Am Aschermittwoch werden wir mit Asche bekreuzigt und daran erinnert, dass wir sterblich sind. Wer das Aschenkreuz trägt, bekennt damit, dass er zur Umkehr bereit ist. Doch davor darf gefeiert werden.
Narrenfreiheit und Derblecken
Rituale zur Vertreibung des Winters und der bösen Geister durch Kostümierungen und Theateraufführungen gab es wohl in vielen Kulturen. Seit dem späten Mittelalter wissen wir von bestimmten Bräuchen, deren Ursprung vermutlich in den volkstümlichen Mysterienspielen liegt, in denen die Heiligen und die Gegenwelt auftraten. Auch die Narrengestalt mit Eselsohren, Szepter und Schelle war immer dabei. Sie stand für menschliche Dummheit, Stolz und Lieblosigkeit. Denn wer die Liebe nicht hat, ist wie eine tönende Schelle (1 Kor 13). Die Welt ist sein Narrenschiff, das er in den Untergang steuern möchte. Manches davon wurde in die christlichen Traditionen hineingenommen.
Als offizieller Beginn der Faschingszeit gilt der 7. Januar, der Tag nach Epiphanie. Der Höhepunkt der närrischen Zeit beginnt im Rheinland ab dem „unsinnigen Donnerstag“ und im Süden ab dem Sonntag vor Aschermittwoch. In diesen Tagen kumulieren dann auch die verschiedensten Bräuche wie Perchtenläufe, Vermummungen, Kultspiele, Spottgerichte und so weiter. Oft werden am Abend der tollen Tage als Symbol für das Ende der Ausschweifungen einer Strohpuppe alle begangenen Sünden aufgeladen und sie dann verbrannt.