Demenz-Kranke bleiben oft unsichtbar
Die Malteser im Erzbistum München und Freising haben deshalb ein neues Projekt auf den Weg gebracht. Sie wollen junge Menschen und Demenz-Patienten zusammenbringen. Bis zum Jahresende sollen die ersten „Junior-Demenzbegleiter“ ausgebildet sein, die zum Beispiel in Seniorenheime gehen, um dort mit den Betroffenen zu spielen, zu backen oder spazieren zu gehen. Der Besuch in den Heimen sei wichtig, weil die Demenz-Kranken dort für die Gesellschaft unsichtbar seien und damit in Vergessenheit gerieten, erklärt Alessa Boehm, die bei den Maltesern die Jugendarbeit leitet und das Junior-Demenzbegleiter-Projekt koordiniert. Ziel sei es, für Senioren mit beginnender Demenz mehr Lebensqualität zu erreichen. Denn gerade in der Frühphase könnten die dementiell Erkrankten noch vieles unternehmen, wenn sie Menschen an ihrer Seite hätten, die sie bei ihren Aktivitäten begleiten.
Jugendliche setzen sich auch mit dem Tod auseinander
Bevor die Jugendlichen in die Heime gehen, werden sie erst einmal gründlich geschult. Sie lernen, wie eine Demenz verläuft und wie man sich gegenüber dementiell veränderten Menschen verhält. Sterben und Tod stehen ebenfalls auf der Agenda. Zu den 30 Theoriestunden kommen 15 Praxisstunden dazu, berichtet Boehm. Letztere seien entscheidend, weil sich dort erst zeige, ob sich ein Jugendlicher die Aufgabe wirklich zutraut.
Unerwartete Auszeichnung für Junior- Demenzbegleiter-Konzept
Seit dem Frühjahr steht das Konzept für die Junior-Demenzbegleiter. Dann jedoch kam Corona, die Seniorenheime wurden für Besucher geschlossen, und der Ausbildungsstart rückte erst einmal in weite Ferne. Davon ließ man sich aber nicht entmutigen, erzählt Boehm. Denn mitten in die Krise platzte eine Überraschung, die alle motiviert habe weiterzumachen: Das Konzept für die Junior- Demenzbegleiter wurde Ende Mai vom bayerischen Sozialministerium mit dem „Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt 2020“ ausgezeichnet. Anschließend habe man bei den Seniorenheimen und Tageseinrichtungen kräftig die Werbetrommel für die Idee gerührt. Für den Spätherbst sei die Ausbildung der ersten jungen Helfer geplant. Wann diese zum Einsatz kommen, könne zurzeit noch niemand sagen, meint Boehm. Die Demenzbegleiter bleiben vorerst ein Projekt auf Abruf.