Daumen halten für den Wald

Klimaerfrischer und Käferopfer

Am Wetter in diesen Tagen wird sich entscheiden, ob die Borkenkäfer dem Wald wieder so massiv zusetzen werden wie in den letzten beiden Sommern oder ob diese Schäden geringer ausfallen.

© SMB/Hafner

Bernhard Vollmar, der Leiter der Abteilung Forst in der Erzdiözese München und Freising zeigt sich beim Ortstermin im Dellinger Forst leicht zuversichtlich: „Die letzten beiden Monate waren nicht schlecht, mit auskömmlichen Niederschlägen“. Allerdings war schon der Januar war zu trocken, später warf  Orkan „Sabine“ Bäume im Umfang von fast 20000 Festmetern zu Boden. Ideal wären regelmäßige Niederschläge, so etwa 100 bis 150 Millimeter pro Monat.

Für die Ausbreitung des Borkenkäfers werden die Temperaturen in der ersten Julihälfte ausschlaggebend sein. Wenn sich die Hitze in Grenzen hält, könnten große Schäden durch den Borkenkäfer ausbleiben.

Die Erzdiözese München und Freising gehört zu den großen Waldbesitzern in Bayern mit rund 4500 Hektar Wald aus Pfarrpfründen und Ankäufen. Die Forstabteilung kümmert sich um diese Wälder und hat die Aufgabe, sie gut in die Zukunft zu bringen. Was kann man da überhaupt tun, angesichts von Klimaerwärmung und zunehmender Trockenheit?

In der Erzdiözese wurde schon lange mit dem Umbau zu stabileren Mischwäldern begonnen, berichtet der Förster: „Pro Jahr pflanzen wir zwischen 150 000 und 200000 Laubholz-Pflanzen, um von den Monokulturen wegzukommen. Dann geht es darum, dass man bestimmte Bereiche stilllegt, dass man Totholz belässt in der Fläche und Habitatbäume stehen lässt.“ Dort können Spechte Höhlen finden und sich Fledermäuse und Insekten ansiedeln. Solche Bäume müssen stehen bleiben. Dazu wurde extra eine App entwickelt für das Forstinformationssystem, in der Totholzbäume, Habitatbäume und Samenbäume ausgewiesen werden. Auch im Wald werden diese Bäume gekennzeichnet, damit auch die Forstarbeiter sofort sehen, welche Bäume nicht angetastet werden dürfen. Biodiversität ist eine wichtige Aufgabe der Förster, betont Bernhard Vollmar: „Jede Tierart, die klimabedingt ausfällt ist eine Verarmung unseres Lebensraums.“

Und wie steht es mit der Klimawirkung des Waldes? Lässt sie sich mit wirtschaftlicher Nutzung überhaupt verbinden? Beides sei durchaus miteinander vereinbar, davon ist Bernhard Vollmar überzeugt. Lebender Wald bindet CO2 Ca 60 000 Tonnen CO2 die gebunden werden durch den Wald. Inzwischen werden manche Flächen einfach stillgelegt: „Man kann nicht überall Forstwirtschaft betreiben, nur weil man irgendwo eine Fläche hat. Zum Beispiel vernässte Moosbereiche, die muss man nicht bepflanzen. Die kann ich aus der Nutzung nehmen“, demonstriert der Förster in dem  kleinen Bachtal im Delllinger Wald. Der Bachbereich wird nicht bearbeitet, gegenüber am Hang kann man naturnah Forstwirtschaft betreiben.

Auch bewirtschaftete Waldflächen nützen dem Klima, denn durch das Wachstum der Bäume wird der Atmosphäre CO2 entzogen, deutschlandweit sind das rund 14 Prozent des CO2-Ausstosses, die durch den Zuwachs der Wälder gebunden werden, umgerechnet auf die Erzdiözese sind es etwa 60.000 Tonnen CO2, die dadurch gebunden werden. Wird das Holz geschlagen, sollte es noch möglichst lange verwendet werden, um diesen Effekt zu erhalten, zum Beispiel in Holzhäusern, oder Möbeln.

Nachhaltigkeit ist in der Forstwirtschaft inzwischen keine Frage der Wahl mehr. Die Forstwirtschaft der Erzdiözese ist zusätzlich PFC-zertifiziert. Damit ist etwa festgelegt, dass bodenschonend gearbeitet werden muss bei der Nutzung von Zufahrten und Arbeitsgassen im Wald. Die Hydraulik-Öle für die Maschinen müssen abbaubar sein. (gh)