Seit Corona sind die sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen in aller Munde: Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger, Altenpflegerinnen und Altenpfleger, Erzieherinnen und Erzieher, Polizistinnen und Polizisten oder Busfahrerinnen und Busfahrer. Die Wertschätzung für soziale Berufe ist in Gesellschaft und Politik angekommen. Ob Pflegekräfte deshalb künftig besser bezahlt werden, wird anhaltend diskutiert.
Getreu dem Leitmotiv „Caritas.Nah.Am Nächsten“ engagieren sich 30.000 Mitarbeiter im Diözesan-Caritasverband und seinen angeschlossenen Organisationen trotz des Coronavirus tagein tagaus in Altenheimen, in der ambulanten Pflege, in der Behindertenhilfe oder in der sozialen Beratung.
Wertekonflikt durch soziale Distanz
„Viele Caritas-Mitarbeitende müssen ihren Dienst mit einem größeren Infektionsrisiko leisten. Unbenommen kam und kommt es immer wieder zu einem Wertekonflikt. Das Bedürfnis nach Kontakt und Nähe als Grundbedürfnis unserer menschlichen Existenz und der Auftrag, für leibliche Unversehrtheit und Gesundheit zu sorgen, bilden immer wieder ein Dilemma“, erläutert Caritas-Seelsorger Anton Maier. Die Seelsorge in den einzelnen Geschäftsfeldern der Caritas sei stets aktiv mit Gesprächsangeboten und geistlichen Anregungen präsent. „In dieser außergewöhnlichen Zeit wird wieder einmal deutlich, dass sich kirchliches Handeln nicht im liturgischen Feiern erschöpft“, konstatiert Maier.
Verstärkte Online- und Telefonberatung
Mit Hochdruck hatten die Dienste und Beratungsstellen des Caritasverbandes in der Zeit der Ausgangssperre und des Kontaktverbotes ihre Telefon und Onlineberatung ausgebaut, um weiter für Menschen in Not da sein zu können. Zusätzlich wurde ein datensicherer Messenger-Dienst eingeführt, der es zwei oder mehr Nutzern ermöglicht, per Smartphone oder Tablet datensicher Textnachrichten, Bilder, Videos, Kontakte und andere Dateien auszutauschen. Inzwischen wird auch wieder persönlich unter Einhaltung der Hygieneregeln beraten.
„Korbinian-Küche“: Essen für Obdachlose
Die Träger der Bahnhofsmission Diakonie und Caritas und ihre Spitzenverbände hatten zusammen mit dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München nach dem Corona-Lockdown die Angebote für bedürftige Menschen im Stadtzentrum ausgebaut. Zwei angemietete Foodtrucks in der Münchner City gaben warme Suppen und Brotzeit-Pakete an bedürftige Menschen aus. „Die Krise führt uns nochmal deutlicher vor Augen, wie viele Menschen in München tatsächlich in Armut leben. Wir lassen niemanden im Stich“, betont Harald Bachmeier, Geschäftsführer der Caritas München.
Inzwischen hat der Diözesan-Caritasverband gemeinsam mit der Benediktinerabtei St. Bonifaz und mit Unterstützung der Landeshauptstadt München sowie Sponsoren einen eigenen Imbisswagen angeschafft, der als mobile „Münchner Korbinian-Küche“ unterwegs sein wird. Von Montag bis Sonntag werden zwischen 12 und 17 Uhr täglich 300 bis 600 warme Mahlzeiten, die vom Beschäftigungsbetrieb Weißer Rabe gekocht werden, an Bedürftige ausgereicht. Außerdem gibt es Getränke wie Kaffee, Tee oder Mineralwasser. Start war am 22. September auf dem Karl-Stützel-Platz am Alten Botanischen Garten nahe dem Münchner Hauptbahnhof. Wer sich hier ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich unter www.freiwilligenzentren- muenchen.de melden.
Lebensmittelbringdienste statt Tische und Tafeln
Caritas-Tafeln und Tische waren aufgrund der Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus geschlossen. In einem gemeinsamen Kraftakt gewährleisteten die Caritas München und große Supermarktketten die Versorgung der rund 4000 Klienten weiter. Die Caritas gab an die Berechtigten der acht Caritas-Tische Lebensmittel-Gutscheine aus und unterstützte mit Bringdiensten, die den Einkauf notfalls bis an die Haustüren brachten. Für die Unterstützung bei Einkauf und Bringdiensten setzte die Caritas München hauptamtlich Mitarbeitende und Ehrenamtliche ein. Seit Juni sind Tafeln und Tische wieder weitgehend geöffnet.
Corona-Schutz für geflüchtete Menschen
Flüchtlinge in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften sind durch die Corona-Pandemie besonders bedroht. Die Menschen leben dort auf engstem Raum zusammen. Sie benutzen dieselben Sanitäranlagen und Küchen und teilen sich Mehrbettzimmer. Die Einhaltung von Mindestabständen ist kaum möglich. Dennoch kümmern sich die Mitarbeitenden der Caritas-Asylsozialberatung täglich um die Bedarfe der Flüchtlinge – von Behördenanträgen bis zur Einschulung der Kinder oder der Arbeits- und Wohnungssuche.
Wieder Besuche in Altenheimen möglich
Nach vielen Wochen Besuchsverbot war die Wiedersehensfreude für die Bewohner der Caritas-Altenheime und ihre Angehörigen gleichermaßen groß. Dafür werden auch weiterhin die hohen Sicherheitsvorkehrungen und Hygienemaßnahmen in Kauf genommen. Noch sind die Altenheime weit entfernt von einem „Normalbetrieb“, denn das Risiko einer Covid-19-Infektion ist nach wie vor eine konkrete Bedrohung für die Seniorinnen und Senioren. Das Gleiche gilt für alle Einrichtungen für Menschen mit Behinderung – von der Werkstatt bis hin zu den Wohnheimen. (Marion Müller-Ranetsberger, Referentin für Presseund Öffentlichkeitsarbeit beim Caritas-Diözesanverband)