Pressekonferenz vor Herbstvollversammlung

Landeskomitee der Katholiken in Bayern will Rolle der Kirche stärken

In Würzburg findet die Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern statt. Vorab informierten Joachim Unterländer, Vorsitzender des Landeskomitees, und der geistliche Beauftragte Pater Alfons Friedrich, außerdem Mitglied des Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks, über Programmpunkte und Positionen.

Würzburg dient in diesem Jahr als Austragungsort der Herbstvollversammlung. © stock.adobe.com - Animaflora PicsStock

Im Mittelpunkt der diesjährigen Herbstvollversammlung steht das Thema „Medien und ihr Auftrag für die Demokratie“. Zentral wird dabei eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Medienvertretern sein, darunter der Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks, Thomas Hinrichs, der Vorsitzende  des BR-Rundfunkrates, Godehard Ruppert, und Pater Friedrich in seiner Funktion als Vorsitzender des Sankt Michaelsbund Diözesanverbandes München und Freising. Danach will das Landeskomitee ein Positionspapier mit dem Titel „Medien als Brückenbauer einer demokratischen Gesellschaft“ diskutieren und beschließen. Pater Friedrich wünscht sich in der Podiumsdiskussion ein ehrliches Ringen um die Frage, ob man als Kirche noch eine Rolle einnimmt und sie auch bespielen kann. „Oder müssen wir uns damit abfinden, individuelle Initiativen zu haben, die dann nicht immer das abbilden, was Kirche in ihrer Synodalität vermitteln sollte?“

Medien fungieren als Brückenbauer

Pater Alfons Friedrich, Mitglied im BR-Rundfunkrat, betonte die Rolle der Medien als „Brückenbauer in einer vielfältigen, demokratischen Gesellschaft und Kirche“. Dies sei angesichts der gesellschaftlichen, kulturellen, politischen und religiösen Herausforderungen ein schwieriges Unterfangen.

Pater Friedrich betonte die Anerkennung der öffentlich-rechtlichen Struktur als „Wesensfaktor der Demokratiebildung“. Es müsse alles dafür getan werden, dass der Rundfunk weiterhin mit Finanzen ausgestattet werden könne. Es gebe immer noch viele kirchliche Institutionen, die im Medienbereich tätig seien, doch die große Zeit, in der man mit starken finanziellen Mitteln unterstützen konnte, sei vorbei.

Kommunikation muss verbessert werden

Die Kirche habe erkannt, dass die Kommunikation mit den Gläubigen verbessert werden müsse. Die öffentliche Wahrnehmung der Kirche konzentriere sich auf Themen wie Missbrauch und Finanzsituationen. Die Medien sollten dazu dienen, mit den Menschen in den Dialog zu treten und zu verstehen: „Was sind die Bedürfnisse der Menschen, die unterwegs sind?“ Dazu sei es nötig, auf den Einzelnen in seiner Not einzugehen und seine Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Zeitgleich hält der synodale Ausschuss in Essen eine Sitzung ab, bei der sowohl Vertreter des Zentralrates der Katholiken, der Deutschen Bischofskonferenz als auch des Landeskomitees der Katholiken in Bayern anwesend sein werden. „Das Landeskomitee bekennt sich ausdrücklich zu den Beschlüssen des Synodalen Weges“, betonte der Landeskomitee-Vorsitzende Joachim Unterländer. „Dieser Weg muss weitergehen.“ Auch der Weg der Weltsynode sei hoffnungsvoll: „Es ist ein Einstieg, der noch etwas vorsichtiger ist, aber wir sind zuversichtlich, dass da eine Weiterentwicklung im Sinne von Transparenz, Bekämpfung des Missbrauchs und Lösung der strukturellen Probleme, die wir sehen, gut angegangen werden kann.“

Kein Platz für Antisemitismus und Diskriminierung von Minderheiten

Sicher auch aufgrund der wiederaufkommenden Judenfeindlichkeit angesichts des eskalierenden Nahostkonfliktes stellte Unterländer klar, „dass wir in diesem Land weder Antisemitismus noch die Diskriminierung von Minderheiten akzeptieren und unsererseits alles dagegen tun werden.“ Außerdem stellte Unterländer Pläne vor, im kommenden Jahr sowohl gemeinsam mit den (Erz-)Diözesen als auch mit den katholischen Bildungseinrichtungen einen Bildungsgipfel auszurichten. Die Priorität liege beim kirchlichen Handeln „in der Glaubensvermittlung und einer qualitativ gut aufgestellten Bildung.“ Kürzungen und Einsparungen oder gar das Abschaffen katholischer Trägerschaften seien nicht der richtige Weg. Außerdem sollen die Herausforderungen thematisiert werden, denen Kinder und Jugendlichen seit der Pandemie ausgesetzt sind.

Unterländer wies auf die dreitägige Veranstaltung „Was kommt noch? Kinder und Jugendliche in Zeiten der Verunsicherung“ hin, bei der die Katholische Stiftungshochschule München gemeinsam mit dem Landeskomitee und den Salesianern Don Boscos die Verunsicherungen aufgreift, Lösungsansätze erkundet und Postulate für die Zukunft formuliert. Dazu soll es auch eine Diskussion geben, an der unter anderem Kardinal Reinhard Marx und die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf teilnehmen.

Keine Änderung des Paragrafen 218

Auch zu anderen gesellschaftlichen Debatten machte Unterländer im Vorfeld der Vollversammlung die Position des Komitees deutlich. So bedürfe es keiner Änderung des den Lebensschutz betreffenden Paragrafen 218. „Durch diesen historischen Kompromiss ist die soziale Ausgewogenheit aufrechterhalten“, meint Unterländer. Die Kombination aus Beratung und Prävention für Frauen und das ungeborene Leben sei der beste Weg. Er bemängelt, dass die Kirche auf Bundesebene nicht ausreichend in die Diskussionen der Gremien eingebunden sei. „Das Landeskomitee will deshalb weiterhin seine Stimme erheben.“ Das gelte auch für die Umsetzung des Bundesverfassungsgerichtsurteils zum assistierten Suizid.

Die Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken beginnt heute um 14 Uhr mit einer Begrüßung durch Landeskomitee-Chef Unterländer und einem geistlichen Wort durch Pater Friedrich. Es folgen Berichte des Vorsitzenden und des Präsidiums und eine Aussprache darüber, bevor der emeritierte Würzburger Weihbischof zum Tagungsgegenstand spricht. Abends folgen ein Gottesdienst im Mutterhaus der Erlöserschwestern und die Verleihung der Franz-Eser-Medaille. Die Podiumsdiskussion findet am Samstagmorgen statt, mittags soll eine Stellungnahme zum Tagungsthema verabschiedet werden.

Der Redakteur
Maximilian Lemli
Münchner Kirchenzeitung
m.lemli@michaelsbund.de