Frankfurt – Erstmals hat der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland Reformpapiere verabschiedet. Die in Frankfurt tagende Synodalversammlung votierte am Donnerstag mit breiten Mehrheiten für ein 20-seitiges theologisches Grundsatzpapier sowie für eine Erklärung zum anderen Umgang mit Macht in der Kirche.
Das Papier "Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung" hält die theologischen Fundamente für die weiteren Beschlüsse fest. Wichtigste Quellen für Christen sind demnach die Bibel, die Tradition, das Lehramt, die Theologie sowie - das ist entscheidend und neu - die "Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes". In der Aussprache ging es vor allem um die Frage, welche Stellung diese "Zeichen der Zeit" haben und welcher Anteil am Lehramt den Theologen zukommt.
Neuer Umgang mit Macht in der Kirche
Vor dem Hintergrund der Krise in der katholischen Kirche sprach sich der Synodale Weg für einen anderen Umgang mit Macht aus. Aktuell bestehe zwischen dem Anspruch des Evangeliums und der Ausübung von Macht in der Kirche eine Kluft. Damit die Beschlüsse gelten, mussten sowohl alle Teilnehmenden als auch die anwesenden Bischöfe zu mehr als zwei Dritteln zustimmen. Beim Macht-Papier war auch noch die Zwei-Drittel-Zustimmung der nicht-männlichen Teilnehmer notwendig.
Begonnen hatte die Synodalversammlung mit einer langen und streckenweisen emotionalen Aussprache über das Münchner Gutachten zu sexuellem Missbrauch und seiner Aufarbeitung. Dabei forderten viele Teilnehmer grundlegende und baldige Reformen in ihrer Kirche.
Schuld bekennen - Gerechtigkeit herstellen
Das Präsidium des Synodalen Wegs kündigte die Ausarbeitung eines Schuldbekenntnisses an. In dem Zusammenhang nannte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, das Münchner Gutachten ein "Beben". Er fügte hinzu: "Es wird nicht das letzte gewesen sein - andere Diözesen werden folgen. Und jedes Mal werden wir wieder mit tiefen Abgründen konfrontiert, die mich mit Scham erfüllen." (kna)
In der Auftakt-Pressekonferenz sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sie wolle Veränderungen sehen. Es gelte, Gerechtigkeit herzustellen: "für die Opfer sexueller Gewalt, für die vielen Betroffenen, für Kirchengemeinden, für Familien, für Menschen, deren Leben durch die Kirche nicht besser, sondern schlechter geworden ist".
Die Synodalversammlung ist das oberste Gremium des Synodalen Wegs. Trotz hoher Corona-Inzidenzwerte reisten laut Angaben der Organisatoren 189 der 230 Synodalen nach Frankfurt; weitere 29 nahmen online an dem bis Samstag dauernden Treffen teil. Auf dem Tisch liegen insgesamt 13 Papiere zu den vier zentralen Themen - Sexualmoral, Rolle der Frauen, priesterliches Leben und Macht. Zu den Forderungen gehören etwa der Ruf nach Mitbestimmung der Laien bei der Bestellung neuer Bischöfe und nach der Zulassung von Frauen zum Diakonat. (kna)