Wer die regelmäßigen Berichte in den Medien über „Horrormieten“ und „Mietenwahnsinn“ verfolgt, bekommt tatsächlich den Eindruck, München wäre nur noch für Wohlhabende und Bestverdiener bezahlbar. Dabei gibt es zur Frage der Bezahlbarkeit der Münchner Mieten zahlreiche Statistiken; allerdings keine einzige, die diesen Eindruck bestätigen könnte.
Im Gegenteil: Der letzte Städtische Bericht zur Wohnungssituation über die Mietbelastung der Mieter(innen) in bundesdeutschen Großstädten schließt mit der Feststellung: „So hat München trotz des Spitzenmietniveaus auf Grund der hohen Kaufkraft eher eine mittlere Mietbelastung im nationalen Vergleich.“ Die neuesten Studien von immoscout24 und dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln bestätigen dies. Danach müssen Münchens Mieter(innen) durchschnittlich 27 Prozent ihres verfügbaren Nettoeinkommens für die Miete aufwenden. Somit zwar drei Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt (24 Prozent); allerdings verfügen Münchner Haushalte laut Städtischem Bericht bundesweit mit 40 Quadratmetern pro Person auch über die größte Wohnfläche.
Ergo: Haushalte, die 25 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Miete aufwenden, bekommen in München 70 Quadratmeter Wohnfläche; in Hamburg und Berlin nur 68 Quadratmeter, in Würzburg 64 Quadratmeter, in Freiburg 61 Quadratmeter, in Trier 59 Quadratmeter, so die neueste Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft.
Wo ist hier der „Horror“ oder der „Wahnsinn“? Allerdings: In München werden in den nächsten 15 Jahren circa 200.000 Neubürger erwartet. Bei einem „Weiter so“ in der Wohnungspolitik, die bisher immer nur versucht hat, die Symptome der Wohnungsknappheit zu bekämpfen, unter anderem mit Mietpreisbremse und Ähnlichem, nicht aber deren Ursache – die fehlende Investitionsbereitschaft – könnten die Szenarien der Medien doch bald Wirklichkeit werden.
Rudolf Stürzer ist Vorstand des Haus- und Grundbesitzervereins München und Umgebung.