Benediktbeuern – Niemand saß in Bayern länger auf dem Thron als er. König Otto I. herrschte von 1886 bis 1913 – länger als sein Bruder, Märchenkönig Ludwig II., länger als sein Vater, Großvater und Urgroßvater. Allerdings führte Otto zu keinem Zeitpunkt die Regierungsgeschäfte, sondern sein Onkel, „Prinzregent“ Luitpold. Der kleine Bruder von Ludwig II. war psychisch krank, depressiv. Nun wird der Wittelsbacher anläßlich seines 100. Todestages am 11. Oktober zum ersten Mal ein einer Ausstellung gewürdigt. „Bayerns unglücklicher König“ ist bis 12. Juli 2016 in Kloster Benediktbeuern zu sehen.
Viele Menschen wissen heute nicht mehr, dass Otto „König von Bayern“ war, viele verwechseln ihn gar mit seinem Onkel, König Otto I. von Griechenland, der von 1815 bis 1867 lebte. Ein vergessener Monarch, der die Hälfte seines Lebens schwer depressiv in Schloss Fürstenried lebte, versteckt von der Öffentlichkeit. Dass er König werden würde, damit hatte sowieso niemand gerechnet. Denn Ottos drei Jahre älterer Bruder Ludwig II. bestieg – entsprechend der Erbfolge – am 10. März 1864 den Thron und Otto rückte damit zum Thronfolger auf. Die klare, naturgemäße Erwartung von Politik und Untertanen: Der attraktive, 18 Jahre junge Monarch würde bald heiraten und Vater werden.
Tod des Märchenkönigs
Doch Ludwig hielt sich nicht an derlei Konventionen, ver- und entlobte sich und gab sich leidenschaftlich dem Bau mehrerer Schlösser hin sowie seiner Freundschaft zu Komponist Richard Wagner. Als drohte, dass der König durch seinen Kunstgenuss kurz davor war, die Staatsfinanzen zu ruinieren, wurde der „Märchenkönig“ am 10. Juni 1886 von seinen Ministern entmündigt und in Schloß Berg am Starnberger See gebracht. Hier ertrank er, nur drei Tage später, unter bislang nie geklärten Umständen, gemeinsam mit seinem Psychiater Bernhard von Gudden.
Thronfolger Otto, damals 38 Jahre alt und schwer psychisch krank, wurde nun doch König von Bayern. Interniert in Schloß Fürstenried. Eine Schweizer Boulevardzeitung beschrieb den Monarchen, der keiner seiner durfte, als „groß, und, wenn auch nicht fett, so doch von kräftiger, beleibter Gestalt“. Ottos Bart reiche bis zu seinem Brustkorb, steht da geschrieben, doch wenn man diesen schneiden wolle, „gebärde sich der Kranke wie ein wütendes Kind“. Erhalten hatte die Boulevardzeitung diese Aussagen übrigens dank Bestechung eines Krankenpflegers des Wittelsbachers.