"Wir haben bis Mitte der neunziger Jahre überhaupt nichts vom Jakobsweg gewusst – aber wir sind immer gerne wandern gegangen!“, sagt Monika Hanna und lächelt. Ihre Schwester brachte ihr dann ein Heft von einer Busreise nach Santiago de Compostela mit und beschrieb begeistert die Pilgerwege dort. Monika Hannas Mann, Reinhold, war zuerst komplett abgeschreckt: Wandern im glutheißen Spanien, immer in der Ebene, kam dem bayerischen Bergwanderer wenig verlockend vor. Bald aber stellte Reinhold Hanna fest, dass die Pilger im Mittelalter immer von zu Hause aus nach Santiago aufgebrochen waren, das gab den Ausschlag.
Ankunft in Santiago unvergesslich
Zwei Monate später fanden sich die Hannas auf dem Camino wieder. Gestartet waren sie in ihrer Heimatstadt München. In den darauffolgenden fünf Jahren legten sie die Strecke zum Grab des Apostels Jakobus zurück, meist in einer Frühjahrs- und in einer Herbstetappe. Den Moment der Ankunft in Santiago nach langen, anstrengenden Wandertagen hat Monika Hanna bis heute nicht vergessen: „Man kann es nicht beschreiben, es kommt wie ein Blitz über einen!“ Unterwegs war sich das Ehepaar sicher, dass der heilige Jakobus seine schützende Hand über die beiden Pilger hielt: Wenn sie dringend etwas zu essen brauchten und jemand am Weg Brot hinterlassen hatte. Oder wenn sie mit schmerzenden Füßen auf eine Unterkunft hofften und jemand fanden, der ihnen für eine Nacht ein Zimmer anbot. Immer gab es Menschen, die ihnen halfen: Menschen, die mit ihnen auf dem Camino pilgerten, oder auch gute Geister in den Ortschaften, durch die sie mit ihren Rucksäcken zogen.
Nähe zu Gott erfahren
Den gläubigen Wanderern prägten sich die Erlebnisse auf dem Weg nach Spanien tief ein: Beide hatten das Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen, um noch mehr Menschen für den Weg nach Santiago zu begeistern. „Die Nähe zu Gott habe ich eigentlich erst auf diesem Weg so richtig erfahren dürfen!“, sagt Reinhold Hanna.