Rückblick: Erdbeben in Nepal

Regierung blockiert Wiederaufbau nach Erdbeben

missio-Partner setze auf ein Projekt, in welchem die Betroffenen die Baumaterialien selbst anfertigen können, denn die Regierung hält sämtliche Gelder für den Wiederaufbau zurück.

Nach dem schweren Erdbeben in Nepal ist die die Wiederherstellung der Siedlungen immer noch nicht fertig. Die Regierung hält versprochene Gelder zurück. (Bild: pm) © pm

Kathmandu – missio-Auslandsreferentin und Nepal-Expertin Branka Begic zeigt sich nach einem Besuch vor Ort betroffen: „Die meisten Menschen leben in Provisorien wie Zelten oder einfachen, selbst zusammengebauten Hütten. Immer wieder bebt die Erde in der Region um das Epizentrum und versetzt die Bewohner in Angst. Außerdem beginnt im Juni die zweite Regenzeit. Viele der instabilen Bauten werden dem Regen nicht standhalten können.“       

Vor einem Jahr erschütterte ein heftiges Erdbeben Nepal. Mehr als 9.000 Menschen starben, rund 600.000 Häuser wurden zerstört. Millionen Menschen wurden obdachlos – viele sind es bis heute. Der Wiederaufbau in dem unterentwickelten Himalayastaat geht nur zögerlich voran. Die Regierung hat den Betroffenen zugesagte Gelder nicht ausbezahlt und lähmt die Arbeit der Hilfswerke mit absurden Bau-Richtlinien.        

Wird laut missio-Auslandsreferentin Branka Begic ein Bauantrag gestellt, müssen von offizieller Seite Bodenproben entnommen werden. Erst dann gibt es eine Genehmigung – staatliche Musterpläne sehen Zwei-Raum-Häuser vor, Toiletten sind nicht eingeplant. In Gyalthung im stark betroffenen Distrikt Sindhupalchok nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu warten die Bewohner noch heute auf die notwendige Bodenprüfung, wie sie klagen.        

„200.000 Nepalesische Rupien (rund 1700 Euro) hat die Regierung nach der Katastrophe jeder betroffenen Familie versprochen“, betont Begic. „Bei diesen Menschen kommt nichts an.“     

Im Distrikt Gorkha nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu liegt das Epizentrum des starken Bebens. missio hat dort für die Mitarbeiter einer kirchlichen Schule und deren Familien den Wiederaufbau ihrer Häuser möglich gemacht. Sie konnten sich Ziegel, Wellblech und Rohre kaufen.      

„Wir mussten schnell feststellen, dass mindestens 450.000 Rupien nötig wären, um ein ordentliches und mit Stützpfeilern oder Stützgürteln ausgestattetes erdbebensicheres Haus für eine Familie zu bauen“, sagt die missio-Auslandsreferentin.

Trotz der Schwierigkeiten durch die staatliche Blockade hat missio den kirchlichen Partnern in Nepal bislang 78.000 Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt. „Diese Summe hat unsere Partner sicher erreicht“, versichert Branka Begic. Nach der Soforthilfe für Baumaßnahmen will sich das Hilfswerk nun auf seine Kernkompetenz konzentrieren, die langfristig angelegte Projektarbeit. Erwartet wird unter anderem ein Projektantrag zur Traumabehandlung von Betroffenen. Darüber hinaus planen die kirchlichen Partner, Zementblöcke in Eigenregie herzustellen. Zum einen soll auf diese Weise das dringend benötigte Baumaterial selbst gefertigt werden, zum anderen soll das Projekt Betroffenen die Möglichkeit geben, Geld zu verdienen. (pm)