Forderung von Integrationsexperte

Sichtbare Moschee in München wäre wichtig

Michael Reder, Professor für praktische Philosophie mit Schwerpunkt Völkerverständigung, fordert gemeinsame „Erfahrungswelten“ für unterschiedliche Kulturen in einer Gesellschaft. Für die bayerische Landeshauptstadt hält er deshalb eine Moschee im Stadtgebiet für wichtig.

Moschee in Berlin-Kreuzberg (Bild: imago/Schöning) © imago/Schöning

München – Der Münchner Integrationsexperte Michael Reder fordert einen engeren Dialog zwischen den unterschiedlichen Kulturen in Deutschland. „Wir müssen verstehen, was für Menschen, die aus einem anderen Kulturkreis, einer anderen Religion heraus stammen, wichtig ist.“ Das sagte der Professor an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in einem Interview mit dem Münchner Kirchenradio. Die Gesellschaft müsse darauf achten, „wie Menschen innerhalb kultureller Gewebe sich selbst verstehen“. Diese sei „die erste Bedingung zur Konfliktprävention und einem friedlichen Miteinander.“ Dazu zählt Reder auch öffentlich zugängliche „Erfahrungswelten“: „Wir brauchen gemeinsame Lebensräume, wo wir uns begegnen und beispielsweise für München, würde ich es für sehr wichtig erachten, dass wir eine sichtbare Moschee im Stadtgebiet haben.“ Solche Symbole würden zeigen, „dass einzelne Gruppierungen mit ihrer Art und Weise zu leben anerkannt werden“.

Schleichende Gewalt verhindern

Das bedeute nicht, alles zu tolerieren: „Es gibt klare Rahmenbedingungen, was wir in unserer Gesellschaft als wertvoll erachten, aber trotzdem ist der andere zunächst einmal auf Augenhöhe anzuerkennen.“ Dies sei ein wichtiger erster Schritt zur Verständigung. Eine scharfe Abgrenzung mit Vorurteilen und Klischees könnte dagegen, zu Diskriminierungen und Diffamierungen führen. Damit sei die Gefahr verbunden, „dass wir hier in eine verdeckte Spirale der Gewalt hineinkommen“, so der in München lehrende Professor. Die Kirche habe dabei ein „sehr großes Potential, diese Konflikte zu verstehen, weil sie als globale Weltgemeinschaft denkt“ und könne entscheidend an der Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen und ihrer Integration mitwirken. Reder warnte zudem dem davor, die Rolle der Religion bei den aktuellen Terroranschlägen überzubewerten. Sie werde „instrumentalisiert, um bestimmte Interessen zu vertreten“, die auch politischer und sozialer Natur seien. Die westlichen Gesellschaften müssten hier gegensteuern, um Radikalisierungen zu verhindern: „Der Einsatz gegen Arbeitslosigkeit, für Integration, für einen bestimmten Lebensstandard ist ein wichtiger Wert in unserer Demokratie, der hier helfen kann“, so Reder. (alb/gh)