Literaturhaus München

So werben Gottschalk und Marx für die frohe Botschaft

Thomas Gottschalk und Kardinal Reinhard an einem Tisch: Der Entertainer und der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz diskutierten über Glaube und Barmherzigkeit. Dabei verriet der ehemalige "Wetten dass..."-Moderator worum er den Erzbischof beneidet.

Thomas Gottschalk und Kardinal Reinhard Marx diskutierten über Glaube und Barmherzigkeit. (Bild: Kiderle) © Kiderle

München - Die Eurovisionsfanfare gab es am Samstagabend zwar nicht, aber ein volles Haus ist Thomas Gottschalk noch immer sicher. Innerhalb von drei Tagen waren die Karten für die Veranstaltung im Münchner Literaturhaus vergriffen. Es ist ja auch etwas Besonderes, wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, und Deutschlands bekanntester Showmaster über "Barmherzigkeit - Die Botschaft des Papstes" diskutieren wollen.

Neid um Kleiderschrank

Er habe jetzt ein gewisses Alter erreicht, "mit dem man nachdenklicher wird", begründete der 65-jährige Gottschalk seine Anwesenheit gegenüber dem drei Jahre jüngeren Kardinal. Dem Anlass entsprechend griff Gottschalk auf seinen "Kaplansanzug" zurück, so dass die beiden Herren am Podium einander schwarz gewandet gegenüber saßen. Der ansonsten für seine bunte Garderobe bekannte Entertainer wollte aber nicht verhehlen, dass er den Kirchenmann bisweilen um seinen Schrank mit all dem Purpur und der Spitze schon beneide.

Auf Krücken - "statt Bischofsstab" - war Gottschalk gekommen. Die Verletzung am linken Bein zog er sich am Aschermittwoch bei einem Sturz in Jerusalem zu. Die Münchner Veranstaltung habe er aber nicht absagen wollen und hoffe nun auf "göttliche Gnade", damit sich der Heilungsprozess beschleunigen möge. Auf den Mund gefallen ist der bekennende Katholik eben immer noch nicht. So outete er sich als ein "nach wie vor Suchender". Ob das bei einem Bischof anders sei?

Wir bleiben Suchende

Der Kardinal konnte ihn beruhigen. "Wir bleiben Suchende, bis wir uns von Angesicht zu Angesicht stehen." Im Laufe seines Lebens sei er selbst weder sicherer noch unsicherer geworden. "Aber ich stochere nicht im Nebel." Denn sein Vertrauen in Gott und seine Erfahrungen seien stärker geworden, betonte Marx.

So ist es ihm immer wieder ein Anliegen, vor allem auch junge Leute im Glauben zu ermutigen. Dass es dabei auf die Sprache ankommt, zeigt der Papst in seinem Buch "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit". Gottschalk nannte diese "berührend schlicht", während andere Theologen stärker verkopft seien. So habe er die "Jesus"-Trilogie von Benedikt XVI. nur bis Band 2 geschafft.

Christlicher Glaube ist leicht

Marx empfahl auch gleich das neue Lehrschreiben "Amoris laetitia" zur Familiensynode. Darin gebe sich Franziskus wie ein gütiger Großvater innerhalb der Familie, der für alles Verständnis habe. Dennoch sei der Papst kein theologisches Leichtgewicht, zu dem ihm manche seiner Kritiker machen wollten. "Christlicher Glaube ist leicht, aber anspruchsvoll", erinnerte Marx. Weiter sage der Papst, wer nicht selbst Barmherzigkeit schon erfahren habe, könne auch keine geben. Gottschalk räumte ein, manchmal ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es darum gehe, Barmherzigkeit gegenüber anderen wirklich zu leben.

Schon waren die beiden Männer mitten im Flüchtlingsthema. Und Marx plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen. So habe er einer staatstragenden Partei in Bayern zu verstehen gegeben, was "sichere Grenzen" bedeuteten - nämlich nicht nur, "wir sind sicher vor euch", sondern die Flüchtlinge seien sicher vor Krieg und Terror. Da wollte Gottschalk wissen, ob es für die Kirche nicht schwer geworden sei, heute noch gehört zu werden.

Wir haben eine frohe Botschaft

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz konnte Interessantes von seinem jüngsten Zusammentreffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) berichten. Die hatte ihm gegenüber mit Blick auf den angekündigten Besuch von Franziskus auf der griechischen Insel Lesbos gemeint: "Hoffentlich sagt er das Richtige." So schlecht könne es um die Aufmerksamkeit für die katholische Kirche also nicht stehen, meinte der Kardinal.

Kurzzeitig schwelgten beiden Männer in der Erinnerung an Pater Leppich, das "Maschinengewehr Gottes". So jemand fehle heute, meinte Gottschalk und versuchte Marx dessen Nachfolge anzutragen. Der atmete nur tief durch. Der Entertainer ließ aber nicht locker: "Wir haben eine frohe Botschaft" - und die müsse proaktiv verkündet werden. Gerade in Zeiten, wo jeder zwölfjährige Blogger selbstwusst einem anderen Gleichaltrigen die Welt erklären wolle. Marx versprach, das Anliegen dem Papst vorzutragen. Vielleicht nimmt er Gottschalk dann auch gleich mit. (kna)

München - Die Eurovisionsfanfare gab es am Samstagabend zwar nicht, aber ein volles Haus ist Thomas Gottschalk noch immer sicher. Innerhalb von drei Tagen waren die Karten für die Veranstaltung im Münchner Literaturhaus vergriffen. Es ist ja auch etwas Besonderes, wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, und Deutschlands bekanntester Showmaster über "Barmherzigkeit - Die Botschaft des Papstes" diskutieren wollen.

Gottschalk beneidet Marx um Kleiderschrank

Er habe jetzt ein gewisses Alter erreicht, "mit dem man nachdenklicher wird", begründete der 65-jährige Gottschalk seine Anwesenheit gegenüber dem drei Jahre jüngeren Kardinal. Dem Anlass entsprechend griff Gottschalk auf seinen "Kaplansanzug" zurück, so dass die beiden Herren am Podium einander schwarz gewandet gegenüber saßen. Der ansonsten für seine bunte Garderobe bekannte Entertainer wollte aber nicht verhehlen, dass er den Kirchenmann bisweilen um seinen Schrank mit all dem Purpur und der Spitze schon beneide.

Auf Krücken - "statt Bischofsstab" - war Gottschalk gekommen. Die Verletzung am linken Bein zog er sich am Aschermittwoch bei einem Sturz in Jerusalem zu. Die Münchner Veranstaltung habe er aber nicht absagen wollen und hoffe nun auf "göttliche Gnade", damit sich der Heilungsprozess beschleunigen möge. Auf den Mund gefallen ist der bekennende Katholik eben immer noch nicht. So outete er sich als ein "nach wie vor Suchender". Ob das bei einem Bischof anders sei?

Wir bleiben Suchende

Der Kardinal konnte ihn beruhigen. "Wir bleiben Suchende, bis wir uns von Angesicht zu Angesicht stehen." Im Laufe seines Lebens sei er selbst weder sicherer noch unsicherer geworden. "Aber ich stochere nicht im Nebel." Denn sein Vertrauen in Gott und seine Erfahrungen seien stärker geworden, betonte Marx.

So ist es ihm immer wieder ein Anliegen, vor allem auch junge Leute im Glauben zu ermutigen. Dass es dabei auf die Sprache ankommt, zeigt der Papst in seinem Buch "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit". Gottschalk nannte diese "berührend schlicht", während andere Theologen stärker verkopft seien. So habe er die "Jesus"-Trilogie von Benedikt XVI. nur bis Band 2 geschafft.

Leicht, aber anspruchsvoll

Marx empfahl auch gleich das neue Lehrschreiben "Amoris laetitia" zur Familiensynode. Darin gebe sich Franziskus wie ein gütiger Großvater innerhalb der Familie, der für alles Verständnis habe. Dennoch sei der Papst kein theologisches Leichtgewicht, zu dem ihm manche seiner Kritiker machen wollten. "Christlicher Glaube ist leicht, aber anspruchsvoll", erinnerte Marx. Weiter sage der Papst, wer nicht selbst Barmherzigkeit schon erfahren habe, könne auch keine geben. Gottschalk räumte ein, manchmal ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es darum gehe, Barmherzigkeit gegenüber anderen wirklich zu leben.

Schon waren die beiden Männer mitten im Flüchtlingsthema. Und Marx plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen. So habe er einer staatstragenden Partei in Bayern zu verstehen gegeben, was "sichere Grenzen" bedeuteten - nämlich nicht nur, "wir sind sicher vor euch", sondern die Flüchtlinge seien sicher vor Krieg und Terror. Da wollte Gottschalk wissen, ob es für die Kirche nicht schwer geworden sei, heute noch gehört zu werden.

"Wir haben eine frohe Botschaft"

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz konnte Interessantes von seinem jüngsten Zusammentreffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) berichten. Die hatte ihm gegenüber mit Blick auf den angekündigten Besuch von Franziskus auf der griechischen Insel Lesbos gemeint: "Hoffentlich sagt er das Richtige." So schlecht könne es um die Aufmerksamkeit für die katholische Kirche also nicht stehen, meinte der Kardinal.

Kurzzeitig schwelgten beiden Männer in der Erinnerung an Pater Leppich, das "Maschinengewehr Gottes". So jemand fehle heute, meinte Gottschalk und versuchte Marx dessen Nachfolge anzutragen. Der atmete nur tief durch. Der Entertainer ließ aber nicht locker: "Wir haben eine frohe Botschaft" - und die müsse proaktiv verkündet werden. Gerade in Zeiten, wo jeder zwölfjährige Blogger selbstwusst einem anderen Gleichaltrigen die Welt erklären wolle. Marx versprach, das Anliegen dem Papst vorzutragen. Vielleicht nimmt er Gottschalk dann auch gleich mit. (kann)