München – „Sende deinen Geist aus und alles wird neu…“ - So hallt der Fürbittenruf durch die Münchner Bürgersaalkirche am Samstagabend. Doch dann verstummt der Antwortgesang und geht in ein Gemurmel von Silben und Lauten über. Wie eine Welle durchströmt dieses Grundrauschen den großen Raum. Ein Sinn ist aus dem Gesagten und Gesungenem nicht zu erfassen. Wer das sogenannte Sprachengebet zum ersten Mal hört, ist möglicherweise ein wenig irritiert. Das kann der Münchner Pfarrer Willi Huber durchaus nachvollziehen. Er kam in seiner Jugend zum ersten Mal in Berührung mit dieser Form des Betens, dessen Silben und Laute für ihn „das Innere in uns ausdrücken“. Er sieht darin eine Hilfe Gottes beim Beten, wodurch er nicht nachdenken müsse und sich einfach „fallen lassen“ kann.
„da will eine Silbe raus aus dem Mund“
Das Sprachengebet sei ein Geschenk Gottes, erklärt Pfarrer Willi Huber in seiner ruhigen und reflektierten Art: „Ich kann es nur erbeten, am Ende kann ich es nicht machen.“ Als er es mit 17 Jahren zum ersten Mal selbst miterlebte, hat er dafür beten lassen, es auch zu können. Kurze Zeit später ist ihm beim Gebet der Text ausgegangen und er hat sich „mit anderen Silben weiterbeten gefunden“. Über 25 Jahre ist es her, da hat auch Rosina Wagner für sich beten lassen, diese Gabe geschenkt zu bekommen. Kurz danach saß sie als Beifahrerin im Auto und spürte „da will eine Silbe raus aus dem Mund“. Sie konnte es erst nicht glauben und hat es zunächst unterdrückt. Doch dann hat sie sich in der Gemeinschaft mit anderen langsam darauf eingelassen. Heute betet die 63-Jährige regelmäßig in dieser Form.
Gebet ohne Worte
Ihr gefällt die Beschreibung, dass das Sprachengebet eine „Intimsprache zu Gott“ ist. „Ich darf Gott vertrauen, dass der Heilige Geist in mir betet, worum es gerade geht.“, beschreibt sie. Denn er wüsste „viel besser, was in meinem Herzen gerade dran ist.“. Die dunklen Augen von Rosina Wagner strahlen vor Lebendigkeit, wenn sie vom Sprachengebet erzählt. Ihr hilft das Gebet, wenn sie etwas nicht in Worte ausdrücken kann. Zum Beispiel beim Lobpreis, nach einem unruhigen Tag oder gerade auch dann, wenn sie für andere betet: „Oft wissen wir ja gar nicht wirklich, was der andere braucht. Dann gebe es ab an den Heiligen Geist. Er soll wirken.“