Beratung über Austragung am Montag

Verschiebung des orthodoxen Konzils?

Das Panorthodoxe Konzil auf Kreta sollte eigentlich der Einheit der 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen dienen. Nun droht es zu scheitern. Am Montag finden Beratungen dazu statt.

Das oberste Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche, der Heilige Synod mit Patriarch Kyrill I., wird am Montag in Moskau zusammentreten, um über die Teilnahme an dem Konzil zu beraten (Bild: kna) © Bild: kna

München – Eine Woche vor dem geplanten ersten Panorthodoxen Konzil seit dem Mittelalter ist die Teilnahme der russisch-orthodoxen Kirche fraglich. Der Erzbischof der russisch-orthodoxen Auslandskirche für Deutschland und Großbritannien, Mark (Arndt), sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Wochenende, er könne sich "vorstellen, dass auch die russische Kirche sagt, es ist sinnlos, dass wir dort hinfahren". Es gebe "so immense Probleme", dass sie bei der Versammlung auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta nicht gelöst werden könnten.

Das oberste Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche, der Heilige Synod mit Patriarch Kyrill I., wird am Montag in Moskau zusammentreten, um über die Teilnahme an dem Konzil zu beraten. Der Kirche gehören etwa die Hälfte der rund 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit an. Der in München residierende Erzbischof Mark wurde bereits vor Wochen als eines der 24 Mitglieder der russischen Delegation für den Gipfel aller 14 orthodoxen Landeskirchen nominiert."Am vernünftigsten wäre wohl eine Verschiebung der Versammlung", so Mark. Weil die Kirchen von Georgien, Bulgarien und Antiochien mit Sitz im Libanon nicht an dem Gipfel auf Kreta teilnehmen wollten, werde dieser "auf jeden Fall nicht panorthodox sein".

Zugleich kritisierte der Erzbischof die seit mehr als 40 Jahren vorbereiteten Konzilvorlagen. Die Entwürfe zu sechs Themen wie Ehe und Ökumene seien zum Teil "verworren", weil sie über Jahrzehnte entwickelt worden seien. "Für uns ist heute vieles, was dort geschrieben wurde, nicht akzeptabel", so Mark. Er bemängelte etwa, dass im Ökumene-Dokument andere christliche Konfessionen als "Kirchen" bezeichnet würden. In der Umgangssprache verwende auch er die Begriffe katholische und evangelische Kirche. Aber in einem theologischen Dokument müsse daran festgehalten werden, dass es nur eine Kirche gebe: die orthodoxe Kirche.

Das Konzil wird seit 1961 vorbereitet und wäre die erste Kirchenversammlung dieser Art in der Neuzeit. Den Termin und die Themen des vom 19. Juni bis 26. Juni auf Kreta geplanten Gipfels hatten die Oberhäupter der eigenständigen orthodoxen Landeskirchen Ende Januar beschlossen. Das Konzil soll der Einheit der orthodoxen Kirchen dienen sowie innerorthodoxe Streitfragen klären und über die Beziehungen zur nichtorthodoxen Welt beraten. An ihm sollen die 14 Landeskirchen jeweils mit ihrem Oberhaupt sowie 24 Bischöfen teilnehmen.

Mark bezeichnete die Regelung, dass alle Kirchen trotz ihrer sehr unterschiedlichen Größe jeweils 24 Delegierte stellen und nur eine Stimme haben, als "äußerst fragwürdig". Er verwies darauf, dass die Kirche von Russland mehr als 350 Bischöfe zähle, die Kirche von Tschechien und der Slowakei jedoch nicht einmal über 24 Bischöfe verfüge. Weil nicht alle Bischöfe an dem Gipfel teilnehmen dürften und Stimmrecht hätten, würde er es nicht "Konzil" nennen. Der aus Sachsen stammende Erzbischof ist neben dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos einer der wenigen vorgesehenen Konzilsteilnehmer aus Deutschland. 

Unterdessen nahm am Wochenende ungeachtet der Absagen eine vorbereitende Arbeitsgruppe des Konzils ihre Tätigkeit auf. Wie die Pressestelle in Kolymvari mitteilte, soll das Gremium die "Botschaft" der Kirchenversammlung entwerfen. Es werde bis zum 16. Juni in der Orthodoxen Akademie von Kreta tagen. Dort soll anschließend die Versammlung (Synaxis) der Vorsteher der Kirchen und ab 20. Juni auch das Konzil selbst beraten. Die feierliche Eröffnung ist am orthodoxen Pfingstsonntag, 19. Juni, in Heraklion geplant. (kna)