Tradition in St. Michael

Vielfalt wird beim Münchner Orgelherbst großgeschrieben

Bereits zum 15. Mal veranstaltet die Pfarrei St. Michael den auch heuer wieder hochkarätig besetzten Münchner Orgelherbst. An sieben Abenden gibt es Anfang Oktober in der Münchner Innenstadt neben Orgelkonzerten zum Beispiel auch einen Liederabend zu hören.

Das Programm des Orgelherbstes kann sich wieder einmal sehen lassen. © Sankt Michael/Walter Glück

In den letzten 15 Jahren hat sich der Münchner Orgelherbst bei Weitem nicht nur in München einen Namen gemacht. Das merkt Michaelsorganist Peter Kofler vor allem an den Anfragen internationaler Künstler, die ihn regelmäßig erreichen. Für das Publikum sei hilfreich, dass das Festival immer zur gleichen Zeit stattfindet: „So wissen die Leute: Es ist Orgelherbst.“ Dass er neben der Kirche auch den Michaelssaal oder die Kreuzkapelle nutzen kann, betrachtet Kofler als bereicherndes Geschenk.

Ein Jahr dauern die Vorbereitungen für den Münchner Orgelherbst, erzählt der Organist. Wichtig ist ihm, dass die Künstler gut zusammenpassen und das Programm viel Abwechslung bietet.

Stockholmer Organist mit großer Bandbreite

Wenn Kofler über den Stockholmer Organisten Gunnar Idenstam spricht, kommt er ins Schwärmen: „Wenn er spielt, macht er eine eigene Welt auf.“ Vielleicht deshalb wird er am 1. Oktober um 16 Uhr den diesjährigen Orgelherbst eröffnen. Schon vor vielen Jahren gewann Idenstam einen renommierten Improvisationswettbewerb. Er spielt nicht nur alte Musik, sondern geht mit seinen Eigenkompositionen fast schon in Richtung Rock. Außerdem nahm er eine CD mit nordischer Volksmusik auf. In St. Michael wird er Werke von Bach, Lully, Donat und Eigenkompositionen vortragen.

Grundsätzlich seien Organisten sehr gut vernetzt, meint Kofler. Man lerne sich bei Konzertreisen oder über Facebook kennen – ein großer Vorteil, wenn man ein Orgelfestival organisiert. Manchmal helfen aber auch glückliche Zufälle: Schon lange wollte Kofler den Tenor Julian Prégardien für ein Konzert gewinnen. Nun ist er mit dem Schubert-Zyklus „Die schöne Müllerin“ unterwegs und freut sich auf sein Konzert am 4. Oktober um 20 Uhr im Michaelssaal, bei dem er von Els Biesemans am Hammerklavier begleitet wird.

Sonst vor allem in Philharmonien zu hören

Sebastian Heindl wird sein zweites Gastspiel beim Orgelherbst geben. Schon bevor er zum ersten Mal in St. Michael auftrat, wusste Kofler von seiner großen Karriere, und doch „war ich so begeistert, dass ich nach dem Konzert gesagt habe: ,Dich lade ich bald wieder ein!‘“ Heindl ist inzwischen an der Berliner Gedächtniskirche tätig und gibt Konzerte in Philharmonien. Bei seinem Konzert am 6. Oktober um 20 Uhr in St. Michael wird neben Eigenkompositionen Werke von Bach, Mozart und Schumann aufführen. Sein Münchner Organistenkollege ist vor allem begeistert von Heindls „Kunst des Registrierens“ und findet es „faszinierend, wie er die Michaelsorgel klingen lässt“.

Kinder für Musik und den Klang der Orgel zu begeistern, ist Peter Kofler seit jeher ein besonderes Anliegen: „Man kann nicht genug tun, um Kinder musikalisch zu erziehen“, ist er sich sicher. Schließlich werde zu Hause wenig gesungen, in der Schule gebe es kaum noch Musikunterricht. Damit Kinder trotzdem in die „wunderbare Welt der klassischen Musik hineinfinden“, versucht Kofler, wenn eben möglich, stets Orgelkonzerte für Kinder ins Programm zu integrieren. Am 8. Oktober um 16 Uhr dürfen die Kinder deshalb an die Orgelempore kommen und die Königin der Instrumente hautnah erleben, wenn der Michaelsorganist „Im Palast der Königin – oder: Wenn der Wind Musik macht“ aufführt und die unterschiedlichen Klangfarben präsentiert – „von den ganz leisen bis zu den ganz lauten, kraftvollen Tönen, die man förmlich im ganzen Körper spürt“. Die Geschichte dazu erzählt der künstlerische Leiter der Kirchenmusik von St. Michael, Dr. Frank Höndgen.

Auch Kammermusik wird geboten

Am 11. Oktober gibt es in der Kreuzkapelle Kammermusik zu hören. Das Ensemble „L’Acccademia Giocosa“, bestehend aus zwei Violinistinnen und einem Musiker am Violoncello, spielt gemeinsam mit Kofler „Musik zur Nacht“, zum Beispiel von Mozart, Beethoven und Haydn. Diese Musik ist ganz nach dem Geschmack des Michaelsorganisten: „Ich habe die Stücke einfach gern und weiß, dass sie auch bei den Leuten gut ankommen“, bekennt er.

Den Organisten László Fassang lernte Kofler bei einem Bachprojekt kennen. Nun konnte er ihn für ein Konzert beim Münchner Orgelherbst gewinnen. Am 13. Oktober spielt er unter anderem Stücke von Frescobaldi, Bach und Dupré und wird an der Michaelsorgel improvisieren.

Den Abschluss des Orgelherbstes wird Kofler selbst gestalten. Dafür hat er zum Beispiel Stücke von Bach, Mendelssohn und Schumann ausgewählt. „Die habe ich zum Teil zwar schon gespielt, aber zum Beispiel die Mendelssohn-Variationen bringen den Klang der Orgel wunderbar zur Geltung und gehen sehr ans Herz.“ Aus Anlass des 150. Geburtstages von Max Reger wird Kofler auch ein Werk von ihm spielen. „Reger gilt wegen der wahnsinnig vielen Klangmassen oft als schwierig“, meint er. Doch die Fantasie und Fuge über B-A-C-H, die Kofler für das Konzert ausgesucht hat, hält er für besonders eingängig.

 

Karten für den Münchner Orgelherbst gibt es bei München Ticket, an der Pforte von St. Michael und am jeweiligen Konzerttag an der Abendkasse.

Der Redakteur
Maximilian Lemli
Münchner Kirchenzeitung
m.lemli@michaelsbund.de