Sie ist sicher keine Kirche die man von Weiten sieht – ganz im Gegenteil, die einzige Barbara Kirche des Erzbistums München und Freising findet man nur, wenn man durch kleine Gassen in der Münchner Maxvorstadt schlendert, oder sich bewusst auf die Suche nach ihr begibt.
München - Maxvorstadt – Selbst wenn man davor steht – die Kirche schaut eigentlich eher aus wie ein wunderschöner Hof mit einem Türmchen – der Besuch lohnt sich aber auf alle Fälle, besonders wenn man einen Blick in die Kirche wagt und sich mit der interessanten Geschichte beschäftigt.
Von der Kleiderkammer zur Garnisionskirche
Um 1900 waren die Kasernen Münchens von der Innenstadt zum Oberwiesenfeld (heutiges Olympiagelände) und Marsfeld verlegt worden. Viele Straßennamen, die Eisenbahnerkaserene an der Dachauerstraße, Denkmäler und nicht zuletzt der Name des Parklizenzbereichs „Kasernenviertel“ erinnern noch heute daran.
Für die Sicherstellung der religiösen Betreuung der Soldaten brauchte man auch eine Kirche. In der Hessstraße fand man eine große Lagerhalle für Bekleidung, die 1901 erbaut worden war. Diese funktionierte man bis zum 1. Weltkrieg als Notkirche um.
Diese Notkirche wurde 1922/23 durch Divisionspfarrer Balthasar Meier zu einer Garnisionskirche umgebaut. Dazu wurde die ursprüngliche Lagerhalle verkleinert, das Obergeschoss abgetragen und es entstand der Charakter einer Hallenkirche. Die Kosten dafür lagen bei etwa 9 Millionen Mark, die zu einem Teil durch eine Millionen Spende von Papst Pius XI gedeckt wurden. Daran erinnert noch heute eine Dankestafel in der Kirche.
Weihe und Krieg
Die Kirche wurde am 04.02.1923 von Kardinal
Michael von Faulhaber, dem damaligen Erzbischof von München und
Freising geweiht. Am 1. November 1940 wurden Kirche und Grundstück von den
Nationalsozialisten enteignet und fielen der Wehrmacht zu. Trotzdem
blieb die Kirche Sitz des Militärpfarrers. Es fanden Vereidigungs- und
Abschiedsgottesdienste für Soldaten statt, kriegsgefangene Priester
kamen und die Kirche und Gottesdienste für Gefangene wurden von Sankt
Barbara aus durchgeführt.
1944/45 erlitt das Gebäude von Sankt
Barbara mehrmals Beschädigungen durch Bomben. Nach Behebung dieser wurde
die Kirche von polnischen Katholiken und Pfarrangehörigen gemeinsam
genutzt. Für etwa 3000 polnische Christen wurde sie eine lange Zeit über
religiöse Heimat.
Weiterbestehen und polnische Heimat
Monsignore Wilhelm Bleyer
übernimmt 1947 das Kirchenrektorat. Ihm gelingt es, in Verhandlungen mit
dem Freistaat Bayern, dass Sankt Barbara bleibt. Dies ist bis zu seinem
Tod am Patroziniumstag im Jahr 1983 sein großer Wunsch.
Im Kirchturm von Sankt Barbara hängt eine
Glocke, die von polnischen Soldaten in der US Armee, der Polish Guard by
US Army gestiftet wurde. Die insgesamt drei Glocken der Kirche werden
noch heute per Hand geläutet.
Der spätere Papst Johannes Paul II besuchte noch als Erzbischof von Krakau, Kardinal Wojtyla, 1974 Sankt Barbara. Bis
1978 wurden von Sankt Barbara aus jeden zweiten Sonntag im Monat
Gottesdienste in polnischer Sprache vom Sender Free Europe
übertragen. Erst im Jahr 1984 zieht die mittlerweile sehr groß gewordene
polnische Gemeinde nach Sankt Josef um.
Nagelkreuzzentrum
Im Jahr
2014 übergab Reverend Doctor Sarah Hills, als Vertreterin der Kathedrale
von Coventry am 9.11.2014 das Nagelkreuz an Sankt Barbara. Die Kirche
ist seitdem ein Nagelkreuzzentrum von über 60 in Deutschland und etwa
160 weltweit. (Stefanie Schmid/Sankt Barbara)