Pilgern heißt, sich auf den Weg zu machen zu einem heiligen Ort, der eine größere Nähe zu Gott verspricht. Die Tradition des Pilgerns zu wichtigen religiösen Zentren gibt es in allen Religionen. Die Erfahrung gläubiger Menschen, auf bestimmten Wegen oder an besonderen Orten die Nähe Gottes in spezieller Weise zu erleben hat den Brauch des Pilgerns begründet. Das Wort Pilgern kommt ursprünglichen aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „unterwegs sein“, „wandern“, „in der Fremde sein“. Diese Bedeutungen erschließen den tieferen Sinn des Pilgerns: Pilgern beschreibt eine Grundhaltung des Menschen, denn als Menschen sind wir immer unterwegs, immer auf der Suche. In diesem Sinn ist Pilgern eine religiös motivierte Reise, die in vieler Hinsicht mit einer Wallfahrt vergleichbar ist.
Abraham als erster Pilger
Pilgern gehört zur christlichen Heilsgeschichte und wird schon im Alten Testament beschrieben. Abraham hat sich als einer der ersten Pilger auf den Weg gemacht: Er folgt dem Ruf Gottes, verlässt mit seiner Frau Sarah und seiner Familie seine Heimat und macht sich auf den Weg, um das verheißene Land Kanaan zu suchen. Für den Pilger Abraham stehen die Erlebnisse unterwegs im Vordergrund, anders als die den Jahreslauf prägenden Wallfahrten, die schon früh zum religiösen Leben Israels gehören und an den Tempel in Jerusalem als heiligen Ort gebunden waren.
Für Wallfahrer steht das Ziel im Vordergrund
Dass der Tempel von Jerusalem bevorzugtes Wallfahrtsziel und Höhepunkt im Leben jedes gläubigen Juden war, berichtet der Psalmist: „Ich freute mich, als man mir sagte: ,Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.‘“ (Ps 122,1) Zu den Wallfahrtsfesten nach Jerusalem war auch Jesus als Pilger unterwegs, wie im Neuen Testament erzählt wird. Die bekannteste biblisch berichtete Wallfahrt Jesu nach Jerusalem ist die zu dem Pessachfest, an dem er mit seinen Jüngern das Letzte Abendmahl feiert. Jesu Tod und Auferstehung bewegt später die ersten Christen, an die Orte seines Wirkens zu reisen, um ihren Glauben zu stärken.
Im Laufe der Geschichte wurden die Orte, wo Jesus geboren, gekreuzigt und begraben wurde und wo er auferstanden ist, zu beliebten Pilgerzielen. Der Bau von Wallfahrtskirchen an diesen heiligen Orten machte diese Pilgerstätten auch für die nachfolgenden Generationen von Christen attraktiv.