Ausstellung zu Flüchtlingen von 1945 bis heute

Woran das Herz hängt

Was nehmen Flüchtlinge mit, wenn sie die Heimat verlassen müssen? An welchen Dingen hängt ihr Herz? Und was ist notwendig? Dies ist das Thema einer Ausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof im Landkreis Fürstenfeldbruck mit dem Titel: „Flucht: Flüchtlinge und ihre Habseligkeiten – von 1945 bis heute.“

Was Flüchtlinge immer brauchen: wärmende Kleidung © Annette Krauß) Annette Krauß)

Fluchtgeschichte aus der DDR: Der Teddy musste mit. (Bild: Annette Krauß) © Annette Krauß) Annette Krauß)

Jexhof/Schöngeising – Kuratorin Ruth Strähhuber hatte die Idee, Fluchtgeschichten von damals mit denen von heute zu verknüpfen. Durch Zeitungsannoncen fand sie im eigenen Landkreis Menschen, deren Familien um 1945 ihre Heimat in Mähren, dem Sudetenland, Schlesien oder Ostpreußen verlassen mussten. Ihre Lebensgeschichten hängen als Wandzeitung direkt neben Vitrinen, in denen ihre Habseligkeiten aus der Heimat gezeigt werden.

In Kisten, Koffern und Kinderwagen haben die Menschen damals „das Wichtigste“ eingepackt. Für die einen waren dies Damast-Tischtücher, Kaffee-Service und Fotos – für andere waren es dicke Decken und das handgeschriebene Kochbuch. Ein silbernes Kreuz und ein Marienbild nahm ein Mann aus dem Sudetenland mit auf die Flucht. Eine Schlesierin sorgte sich um ihre Kinder: Milchkrug, Spielzeug und Lesebuch lagen im Koffer. Dazu die Schlüssel von daheim, die nie wieder ein Schloss aufschließen sollten. Und der Teddy eines Mädchens reiste im Postpaket voraus, als die Eltern die Flucht aus der DDR planten.

Damals führten die Fluchtwege übers Land – heute kommen viele Asylbewerber über das Mittelmeer. Die Menschen aus Syrien, Iran oder Afghanistan erzählen in Videofilmen ihre Geschichte – aber sie haben keine Habseligkeiten mitgebracht. Denn in einem Boot, das kaum die Menschen fasst, ist kein Platz für Koffer. Bei der Ausstellungs-Eröffnung im überfüllten Jexhof konstatierte die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler (CSU): „Heimat ist dort, wo die Menschen uns mögen!“ Deshalb wünsche sie sich, dass die Ausstellung „ein tieferes Verständnis für Flüchtlinge weckt, die ein Teil unserer Gesellschaft wurden und noch werden“.

Die modernen Flüchtlinge – auch das zeigt die Ausstellung – transportieren Erinnerungen in ihrem Handy. Und von ihren Träumen erzählen sie durch die Musik. So etwa am Eröffnungsabend, als französischer Rap aus Zentralafrika und Gesang aus Nigeria ebenso erklangen wie Volkslieder aus dem Böhmerwald. Eine Heimat-Ausstellung im besten Sinn, anschaulich gemacht durch 23 Lebensläufe von Menschen, die im Landkreis Heimat gefunden haben oder eine neue Heimat suchen. (Annette Krauß)

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 6. November, im Jexhof bei Schöngeising zu sehen, jeweils dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Infos unter www.jexhof.de