Vor knapp sechs Wochen hat die Fastenzeit begonnen. Damals hat wohl kaum jemand geahnt, wie sie enden würde. Durch die Corona-Pandemie wird das Osterfest, auf das sich die Christen überall auf der Welt und im Erzbistum München und Freising vorbereitet haben, dieses Jahr alles andere als gewohnt werden. Seit Wochen gibt es keine Gottesdienste mehr und selbst der Papst stand bei seinem außerordentlichen „Urbi et Orbi“-Segen alleine auf einem ansonsten menschenleeren Petersplatz. Vielerorts ist das Leben in den Gemeinden zum Stillstand gekommen. Spätestens mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen in Bayern fragen sich nun Viele: Wie soll man da Ostern feiern?
Eigene Leidensgeschichte
Monika Selle leitet die Abteilung Liturgie im Erzbischöflichen Ordinariat der Erzdiözese München und Freising und berät darüber hinaus auch die Liturgiekomission der Deutschen Bischofskonferenz. Sie findet es gerade jetzt wichtig, Ostern zu feiern: „Es wäre fatal gewesen, wenn man Ostern ausfallen lassen hätte.“ Man erlebe ja das, was an Ostern thematisiert wird, erklärt sie: „Wir denken vielleicht zurück, wann wir zuletzt in der großen Runde gegessen haben, so wie Jesus mit seinen Jüngern am Gründonnerstag.“ Außerdem machen gerade viele Menschen ebenfalls eine Leidensgeschichte durch, „auch da haben wir natürlich die Hoffnung der Auferstehung.“
Fakt ist aber: In der Kar- und Osterzeit müssen die Gläubigen ohne Gottesdienste auskommen. In vielen Kirchen wird es dennoch Messfeiern geben, die die Priester dann alleine halten. Mit Exklusivität hat das aber nichts zu tun, erklärt Selle: „Die Priester feiern hier nicht ihr Privileg, sondern sie tun es stellvertretend für ihre ganze Gemeinde, die nicht dabei sein darf.“